OASE DER GEFANGENEN FRAUEN

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Oase der gefangenen Frauen
El Oasis de las chicas perdidas | Frankreich/Spanien | 1981
IMDb, OFDb, Schnittberichte

Annie (Francoise Blanchard) und ihre Freundin Pascale treffen in einer Pariser Diskothek zwei Männer, denen sie nach einem kurzem Plausch in ihre Wohnung folgen. Dort werden sie betäubt und als die beiden Mädels wieder erwachen, befinden sie sich bereits auf dem Weg in ein afrikanisches Bordell. Dort treffen sie auf zahlreiche andere Frauen, die ebenfalls gegen ihren Willen dort festgehalten werden.

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Die französische Produktionsfirma EuroCine kurbelte in den 70er Jahren allerlei billigen (S)Exploitationkram runter, oft mit Jean Rollin oder Jess Franco auf dem Regiestuhl. Auch in den frühen 80ern wollte man diesem rentablen Zweig der Filmwirtschaft treu bleiben und fertigte Streifen wie JUNGFRAU UNTER KANNIBALEN (1980), SUMPF DER LEBENDEN TOTEN (1981) oder OASE DER ZOMBIES (1983). In eben diese Zeit fällt auch OASE DER GEFANGENEN FRAUEN, der unter Leitung von José Jara entstand; dem es allerdings genehmer war, nur unter dem Pseudonym John O’Hara aufzutauchen. Der Film stellt dann auch den Abschluss von Jaras Portfolio dar, das lediglich drei Regiearbeiten umfassen sollte.

Gefangene: Diese Typen arbeiten mit den ältesten Tricks der Welt, im Grunde ist das Alles leicht durchschaubar … wenn man nur ein bisschen denkt!

Das Drehbuch, an dem unter anderem der Produzent Julián Esteban mitschrieb, lässt dann in der ersten Hälfte des Films fast ausschließlich nackte Damen und Vergewaltigungen auf den Zuschauer los. Im Minutentakt werden die Darstellerinnen gewaltsam entblößt und zum – nie wirklich explizit zu sehenden – Beischlaf gezwungen. Das ist in den ersten Minuten aufgrund der humorvollen deutschen Trash-Synchronisation noch durchaus unterhaltsam, verliert aber bereits beim zweien oder dritten Anlauf arg an Schwung. Leider geht es aber noch runde 40 Minuten so weiter, bis der Film dann plötzlich eine Kehrtwende macht und dem Betrachter eine vermeintlich spannungsgeladene Agentengeschichte zu verkaufen versucht. Fortan gibt es Froschmänner und Polizisten in weißen Blazern, die dem Mädchenhändlerring das Handwerk legen wollen. Auch wenn man diesem Versuch die nötige Achtung entgegenbringen muss (nicht jeder Film dieser Machart versucht sich an derart anspruchsvollen Inhalten), funktioniert das Ganze leider mitnichten, sondern bringt den Film schlicht ins Ungleichgewicht. Denn plötzlich gibt es quasi keine nackten Tatsachen mehr zu sehen, was im Gegensatz zum Nudity-Overkill zuvor negativ auffällt.
Immerhin bleibt dem Zuschauer die bereits erwähnte Synchronisation erhalten, sodass man sich zu keiner Sekunde im die Gewährleistung kleinerer Lacher sorgen muss. Irgendwo zwischen Porno und Rainer Brandt pöbeln sich die Darsteller also durch den Film, was – eine gewisse Resistenz bzgl. Sexismus vorausgesetzt – teils für die Offenbarung tiefer Abgründe, teils aber auch für echte Lacher sorgt. So oder so stellt die Synchronisation einen der wenigen (Semi-)Höhepunkte des Films dar. Selbiges kann die im Vorspann angekündigte Lina Romay mit ihrem Kurzauftritt leider nicht von sich behaupten.

Zuhälter: Hmm, ja, ganz passabel …
Alex: Na hör‘ mal!
Zuhälter: Ich meine, sie ist klasse!
Alex: Und die andere auch …
Zuhälter: Ja, die ist auch ein Stößchen wert!

Die nicht vorhandene Struktur des Ganzen wird am Ende übrigens noch einmal wundervoll zusammengefasst, wenn ein Pärchen, das bis dato maximal zehn Minuten Screentime hatte, sich in Zeitlupe in die Arme fällt, und dem Zuschauer den Final-Kiss kredenzt. Ähnlicher Unsinn ist zuvor haufenweise zu beobachten, da der Film die Hauptrollen ebenso oft wechselt, wie die Damen die Freier. Denn der anfängliche Unwille der Damen in punkto Prostitution, verfliegt ebenfalls zügig, sodass sich die Mädels gen Ende immer wohler in ihren Rollen als Dirnen fühlen. Wieso und warum, das so ist ebenso belanglos und unwichtig wie der Rest dieses Films. Aber wem dieses Vehikel tatsächlich vor die Linse kommt und wer die Sichtung nicht nach zwei Minuten wieder einstellt, der weiß ohnehin, was ihn hier erwartet; und diese Erwartungen bedient der Film. Ob er damit gut oder schlecht ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Und obwohl der Film nur mäßig gewalttätig ist und keine expliziten Sexszenen aufzuweisen vermag, wurde er kurz nach der deutschen Erstveröffentlichung 1984 indiziert. Das Ganze wurde sogar 2009 noch einmal bestätigt, sodass der Streifen vorerst weiterhin nur einem kleinen Kreis vorbehalten sein wird. Jeden außerhalb dieses Zirkels dürfte das aber kaum stören …

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Sexploitation von der Stange. Keine Story, dumme Sprüche und massig nackte Mädels. Eigentlich nur für Komplettisten geeignet.


Antwort

  1. Filmforum Bremen » Das Bloggen der Anderen (03-06-13)

    […] bekannt ist. Genau einen Tag vorher besprach totalschaden auf Splattertrash den Eurocine-Trash-Film „Oase der gefangenen Frauen“, in dem sie die Hauptrolle […]

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